Selbstbestimmen
Permissivität als Haltung
In einer Geschichte aus Köln unterhalten sich zwei Nachbarinnen über die 15-jährige Grit aus dem Haus gegenüber.
Frau Schmitz missfällt, wie sich Grit kleidet. Besonders der kurze Minirock, der wie sie meint, kaum breiter als ein Gürtel ist, findet ihre Empörung.
Nachdem Frau Schmitz sich in einem langen Redeschwall abfällig über Grit und die verfallenden Sitten ausgelassen hat, fragt sie zuletzt mehr rhetorisch ihre Nachbarin Frau Palm auf Kölsch, dem rheinischen Plattdeutsch aus Köln:
Darf dat dat? (Übersetzung: Darf die das?)
Frau Palm mag Grit.
Zudem lebt sie nach der kölschen Lebensauffassung: "Jede Jeck is anders" (Übersetzung: Jeder Narr ist anders). Das bedeutet für sie, dass jeder sein und jede ihr Leben selbst bestimmen soll und am besten weiß, was er oder sie braucht.
Also antwortet Frau Palm auf die rhetorische Frage "Darf dat dat?" sehr engagiert:
Dat darf dat. Un dat dat dat darf!
(Übersetzung: Die darf das. Und ob die das darf!)
Diese Geschichte aus Köln beschreibt den Kern der Haltung Permissivität.
Permissiv = gewähren lassen, Permissivität = Freizügigkeit.
In der Begegnung zum Anderen drückt sich im So-Sein-Lassen des Hinsehens, Zuhörens und Mit-Teilens, die Liebe zum Menschsein aus:
"Ich will, dass Du bist!"
Für berufliche Berater- und Pädagogen-Rollen gilt im Handeln das Erlaubnisgeben zum Selbstbestimmen:
"Man kann einen Menschen nichts lehren,
aber man kann ihm helfen, es in sich selbst zu finden."
Galileo Galilei
Menschen und Organisationen sind einzigartig.
Die Lebensgeschichten der einzelnen Menschen und die Traditionen von Systemen wie Paare, Familien, Institutionen und Organisationen haben sich eingeprägt. Das ist auch für Strategieentwicklung, die individuell zu den einzelnen Menschen und Systemen passen sollte, zu berücksichtigen.
Selbstbestimmtes Lernen und selbstbestimmte Ziele bedeuten die jeweils eigenen Bedingungen für die beabsichtigten Veränderungen zu formulieren.
Permissivität, die Freiheit zur eigenen und selbstbestimmten Ausrichtung und die Achtsamkeit für das Anderssein der Systempartner, ist eine zentrale Haltung, die im holistischen Strategiesystem STRATEGIERAD®, die Strategieentwicklung begleitet.
Mein Strategietipp:
- Achten Sie das Anderssein jedes Menschen. Besonders derjenigen, von denen Sie meinen, sie gut zu kennen. Erlauben Sie sich damit Ihr eigenes Andersein.
- Realisieren Sie, dass Ihre Kollegen, Mitarbeiter*innen, Vorgesetzten oder auch Partner eine andere Perspektive haben als Sie. Schon deshalb, weil jeder Mensch die Realität subjektiv wahrnimmt.
- Wenn Sie Organisationen oder Teams beraten oder auch führen, dann planen Sie nie für sich alleine sondern immer mit den Mitgliedern der Organisation. Vertrauen Sie auf die Selbstregulationskräfte, die frei werden, wenn der Arbeitsinhalt und die Lernsituation für die Betroffenen bedeutsam sind. Voraussetzung ist, dass die Organisationskultur solch selbstbestimmtes Handeln fördert.
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